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Ein Wolf auf der Umfahrungsstraße: LIFE WolfAlps EU und die Herausforderung der Lebensraumfragmentierung

16 November 2020
Veterinary University Vienna
Ein Wolf auf der Umfahrungsstraße: LIFE WolfAlps EU und die Herausforderung der Lebensraumfragmentierung - Life Wolfalps EU
Der überfahrene Wolf nahe Trient (IT) – Photo Archive PAT

Vor einigen Tagen verbreitete sich die Nachricht von einem Wolf, der auf der nördlichen Umfahrungsstraße von Trient überfahren wurde, auf diversen Facebook-Seiten und Profilen. Obwohl unerwartet, fügt sich dieses Ereignis perfekt in die Dynamik der Ausbreitung der Art ein. Die Jungtiere verlassen das Rudel und legen dabei weite Strecken zurück (sogar mehr als 1.000 km), um einen Partner zu finden und neue Gebiete zu besiedeln. Dieses Verhalten trägt wesentlich zum Tempo der Wiederbesiedlung durch den Wolf in den Alpen und im Trentino bei.

Während der Abwanderung durchqueren Wölfe verschiedene Landschaftstypen, die mehr oder weniger vom Menschen geschaffen, unterschiedlich durchlässig und mit mehr oder weniger gefährlichen ökologischen Barrieren versehen sind.

Das Etschtal, in dem sich dieser letzte Verkehrsunfall ereignete, gehört sicherlich zu den wichtigsten ökologischen Barrieren im Alpenraum. Das Tal ist dicht besiedelt und wird auf seiner gesamten Länge von einer Autobahn, einer Eisenbahn und verschiedenen Verkehrswegen durchzogen.

Ein Wolf auf der Umfahrungsstraße: LIFE WolfAlps EU und die Herausforderung der Lebensraumfragmentierung - Life Wolfalps EU
Übersicht Etschtal – Photo Archive MUSE

Im Rahmen der Aktion C6 des EU-Projekts LIFE WolfAlps EU wird auf der gegenüberliegenden Seite der Alpen an einer zweiten Barriere gearbeitet, die seit langem durch ihre Auswirkungen auf die Wolfspopulationen gekennzeichnet ist: das Val di Susa. Hier wurden in den letzten 20 Jahren über 50 Wölfe überfahren (mehr als die Hälfte der vorhanden Wölfe in der Provinz Turin), was einen wichtigen Mortalitätsfaktor für Wölfe darstellt. Die von der Stadt Turin in Zusammenarbeit mit dem Partner Parchi Alpi Cozie koordinierte Aktion wird die Durchlässigkeit des Talabschnitts zwischen Susa und Claviere im Detail analysieren und Maßnahmen ergreifen, um die Auswirkungen auf die Wölfe, insbesondere durch die Eisenbahn, zu mindern. Ein ehrgeiziges Projekt, das von Einrichtungen von nationaler Bedeutung wie ANAS, SITAF (Italienische Gesellschaft des Frejus-Autobahntunnels) und Ferrovie dello Stato unterstützt wird und das gleichzeitig die Sicherheit der Autofahrer und die Wiederherstellung des ökologischen Verbunds zum Ziel hat. Die ersten Erhebungen der Pilotaktion im Val di Susa sind für Ende 2020 geplant, während die experimentellen Maßnahmen zur Bekämpfung der Habitatfragmentierung während des Projekts durchgeführt werden, wobei die ersten Ergebnisse ab 2022 veröffentlicht werden. Natürlich werden wir Sie auf den Seiten dieser Website über die Entwicklung dieser bahnbrechenden Studie auf dem Laufenden halten!

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Ökologische Barrieren im Val di Susa – Photo Andrea Gazzola

P.S. Die getötete Wölfin wird sich zu den beiden anderen Trentiner Exemplaren der Sammlung des MUSE gesellen. Das präparierte Tier wird für Ausstellungs- und Bildungszwecke verwendet, während das Skelett und die biologischen Proben für zukünftige Studien über großeBeutegreifer aufbewahrt werden.

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Der Wolf kommt in die Sammlung des MUSE – Photo Archive MUSE